Stadtkirchenfest zu Ehren der Apostelreliquie
FRANKFURT.- Als Mainmetropole und Stadt des Euro, als Ebbelwei-Hochburg und einzige deutsche Stadt mit einer echten Wolkenkratzer-Silhouette trägt Frankfurt viele Namen. Dass sie auch in die Reihe der Apostelstädte wie Santiago de Compostela, Rom oder Trier gehört, ist weniger bekannt. Dabei beherbergt Frankfurt wohl seit mehr als 1000 Jahren eine Reliquie des heiligen Apostels Bartholomäus, der auch als Stadtpatron Frankfurts und Namensgeber des Kaiserdoms verehrt wird.
Einmal im Jahr zum Bartholomäusfest am 24. August, dem Namenstag des Heiligen, wird die kostbare Reliquie, die Schädelplatte des Apostels, der Öffentlichkeit gezeigt und in einer Reliquienprozession verehrt. Für die katholische Stadtkirche in Frankfurt ist das Grund genug, ihr alljährliches Stadtkirchenfest an diesem Tag zu feiern. Aus allen Teilen der Stadt kommen die Gläubigen am Sonntag, 24. August, auch in diesem Jahr in den Dom, viele Gemeinden organisieren Wallfahrten in die Innenstadt, etwa mit dem Schiff aus Höchst und Griesheim, mit der U-Bahn aus Bornheim, Seckbach und Enkheim oder mit Fahrrädern aus dem Norden und Süden der Stadt.
Um 10 Uhr feiert Stadtdekan Johannes zu Eltz einen festlichen Gottesdienst im Bartholomäusdom. Die Kollekte ist zur Hälfte für eritreische Flüchtlinge in Frankfurt und zur anderen Hälfte für die katholische Kirche in Eritrea bestimmt. Anschließend wird auf dem Domplatz bei Musik, Essen und Trinken gefeiert. Den Abschluss des Patronatsfestes bildet um 15 Uhr die Bartholomäusvesper, die musikalisch vom Collegium Vocale Liebfrauen gestaltet wird. Im Anschluss ehrt die Stadtkirche zwei besonders engagierte Ehrenamtliche, die sich um das gesellschaftliche, soziale und ökumenische Profil der katholischen Stadtkirche besonders verdient gemacht haben, mit der Bartholomäusplakette.
Bartholomäusplakette für zwei Ehrenamtliche
In diesem Jahr erhalten die beiden Ehrenamtlichen Winfried Seifried (Dompfarrei) und Peter Hoffmann (Pfarrei Maria Himmelfahrt) die Bartholomäusplakette.
Der 63-jährige Seifried engagiert sich seit 30 Jahren in der Katholischen Arbeitnehmerbewegung KAB, wo er sich für die Partnerschaft mit Brasilien stark macht und Seniorenbeauftragter für den Bezirksverband Rhein-Main ist. Am Herzen liegt ihm besonders der Einsatz für die Eine Welt, etwa in Form von Bildungsarbeit, Projekten oder Mitarbeit im Eine-Welt-Netzwerk und im katholischen Hilfswerk Misereor. Aber auch wer zu großen Festgottesdiensten in den Dom kommt, kennt Seifried, der dort bei solchen Gelegenheiten seit Jahrzehnten als Ordner tätig ist.
Der gebürtige Niederschlesier Peter Hoffmann (73) ist seit mehr als 50 Jahren in der Ackermann-Gemeinde Frankfurt aktiv, die sich für die Verständigung und Versöhnung mit den Ländern Osteuropas stark macht und Hilfsaktionen für Christen in den ehemaligen Ostblockländern organisiert. Seit 1986 war er zunächst stellvertretender Vorsitzender, seit 2003 ist er Vorsitzender der Ackermann-Gemeinde im Bistum Limburg. 2006 hat Hoffmann das Hedwigsforum ? Kirche der Welt in St. Hedwig in Griesheim mitbegründet, das ebenfalls vor allem die Länder Mittel- und Osteuropas ins Bewusstsein der Frankfurter Christen rücken will.
Der Heilige Bartholomäus und seine Reliquie im Kaiserdom
Wahrscheinlich um das Jahr 1000 schenkte Kaiser Otto III. der Frankfurter Salvatorkirche die Schädelplatte des Apostels Bartholomäus, eines Jüngers Jesu. Bald wurde diese Reliquie von vielen Gläubigen aus nah und fern verehrt. Diese Wallfahrten sind wohl auch der Ursprung der Frankfurter Herbstmesse. Seit 1239 wurde die Salvatorkirche auch Bartholomäuskirche genannt. Neben der Reliquie des Apostels Matthias in Trier besaß damit Frankfurt als zweite deutsche Stadt eine größere Apostelreliquie und konnte sich in die Reihe der Apostelstädte stellen.
Nach der Legende soll der Heilige auf seinen Missionsreisen bis Indien gekommen sein, wo er qualvoll als Märtyrer starb, nachdem ihm bei lebendigem Leib die Haut abgezogen worden war. Allein 14 Mal ist der Apostel im Dom abgebildet. Ein Fresko im Hochchor stellt zudem in 28 Szenen die Geschichte des Heiligen dar. An der Außenwand erinnert das große Bartholomäusrelief des bedeutenden Frankfurter Künstlers Hans Mettel von 1956 an die Schrecken jeder Gewaltherrschaft.
Die häufige Frage nach der Echtheit der Reliquie ist mit wissenschaftlichen Methoden nicht zu beantworten. Für den christlichen Glauben ist das aber auch nicht entscheidend. Die Menschen, die vor der Reliquie beten, wenden sich um Hilfe und Fürsprache an den Heiligen und nicht an die Reliquie. Sie ist Hinweis auf und Zeichen für den Apostel und soll deutlich machen, dass der Heilige Bartholomäus wirklich gelebt hat. (dw)