Die katholische Stadtkirche Frankfurt
International, selbstbewusst und alles andere als bequem - so ist die Stadt Frankfurt. Und so verstehen sich auch die gut 126.721 Katholikinnen und Katholiken (Stand: 31.12.2023) , die 16,3 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Die katholische Stadtkirche, eine der fünf Regionen im Bistum Limburg, bringt einiges an Gewicht mit in das Bistum. In der Main-Metropole lebt fast ein Viertel aller Katholiken, die zum Bistum Limburg gehören. Knapp 10.000 Frankfurter in den Stadtteilen Harheim, Nieder-Eschbach und Bergen Enkheim sind den benachbarten Bistümern Mainz und Fulda zugeordnet.
Vieles, was sich gesellschaftlich in kleineren Städten oder auf dem Land erst langsam abzeichnet, ist in der Mainmetropole längst Alltag. Und so sieht sich auch das katholische Frankfurt bis heute als Laboratorium für neue Erkenntnisse in der Pastoral. Dieses „Laboratorium der Moderne“ ist nach den Worten von Johannes zu Eltz, bis 2024 Stadtdekan, mit der Geschichte Frankfurts als freie Reichsstadt begründet: „Da war es eine Frage des Überlebens, sich immer neu den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gegebenheiten anzupassen.“
2024 hat das Bistum Limburg sich umstrukturiert und besteht nun aus fünf Regionen. Auch für Frankfurt, das eine dieser Regionen bildet, hat sich dadurch einiges verändert. Denn obwohl der Zuschnitt der neuen Region Frankfurt der der bisherigen Stadtkirche Frankfurt entspricht – und auch der Name Stadtkirche als etablierte Marke bestehen bleibt – gibt es doch strukturelle Änderungen, die seit Mai 2024 in Kraft sind. Statt einem Stadtdekan leiten mit Michael Thurn und Christiane Moser-Eggs nun ein Theologe und eine Kommunikationsexpertin die Stadtkirche. Die Doppelspitze repräsentiert die katholische Kirche in der Stadt und hat auch auf Bistumsebene eine wichtige Funktion, berät sie doch durch ihren Sitz im Bistumsteam Bischof Georg Bätzing in wichtigen Angelegenheiten, gemeinsam mit den anderen Regionen des Bistums.
Gewählt wurden Thurn und Moser-Eggs vom Stadtsynodalrat, in der laufenden Amtszeit geführt von Marianne Brandt, Kristina Vrca und Christian Goihl. Im Herbst 2024 wurde laut Beschluss zudem erneut eine Stadtversammlung eingerichtet, die als gewählte Vertretung aller Katholik:innen in der Stadt fungiert und gesellschaftliche Themen in die Stadt hineinträgt. Vorstand der Stadtversammlung sind Monika Humpert, Jutta Nieswand und Jakob Fischer.
In Frankfurt gibt es neun Pfarreien neuen Typs, 25 Gemeinden anderer Muttersprache sowie zahlreiche katholische Einrichtungen. Auch für sie gab es mit dem Übergang zur Region strukturelle Veränderungen: Zum Teil änderten sich Zuständigkeiten, seit dem 1. Juli 2024 gehören außerdem sechs Einrichtungen, die zuvor am Bistum angedockt waren, offiziell zur Frankfurter Stadtkirche. Konkret sind das der katholische Co-Working-Space Villa Gründergeist im Westend, das Center for Dialogue am Uni-Campus Riedberg und die citypastorale Einrichtung punctum in der Innenstadt, die katholische Familienbildungsstätte in der Nordweststadt, die Jugendkirche Jona im Stadtteil Sachsenhausen und pax & people im Frankfurter Europaviertel.
Durch und durch urban
Die katholische Stadtkirche in Frankfurt ist, wie der Name bereits verrät, durch und durch urban geprägt. Die aktuell rund 120.000 Katholikinnen und Katholiken machen mehr als 15 Prozent der Bevölkerung Frankfurts (775.790) aus und fast ein Viertel der Katholik:innen im Bistum Limburg (520.023). Viele von ihnen haben einen internationalen Hintergrund, sind entweder als Einwanderer, als Flüchtlinge oder als sogenannte Expats gekommen, die nur für einen überschaubaren Zeitraum in einem Land arbeiten. Muttersprachliche Gemeinden spielen daher eine wesentliche Rolle im katholischen Leben der Stadt. Hinzu kommen mehr als 400.000 Pendlerinnen und Pendler, die jeden Tag zum Arbeiten in die City fahren, Tagesbesucher – plus im Jahr rund 6 Millionen Touristinnen und Touristen, die auch übernachten.
Katholische Angebote müssen für all diese unterschiedlichen Gruppen mitgedacht werden, Zielgruppen spielen deshalb bei der Planung der Pfarreien und Einrichtungen eine wesentliche Rolle. Konzerte und Kulturangebote in den Innenstadtkirchen wie Bartholomäusdom und Liebfrauen oder Einrichtungen wie der Katholischen Akademie im Haus am Dom locken Interessierte aus dem gesamten Umland in die Innenstadt. Im und vor der citypastoralen Einrichtung Punctum gibt es Angebote für Passantinnen und Passanten, zum Beispiel das „Aschekreuz to go“ an Aschermittwoch oder Ausstellungen unter freiem Himmel zu wichtigen sozialpolitischen Themen. In Neubaugebieten wie dem Europaviertel oder Niederrad werden kirchliche Präsenzen von vornherein ökumenisch gedacht, während stadtkirchliche Projekte wie Ankerplatz-ffm sich gezielt an jene richten, die zum Arbeiten nach Frankfurt kommen und hier auf der Suche nach sozialen Kontakten sind.