Frauen-Forum: "Der Synodale Weg ist jetzt schon ein Erfolg"
Prof. Dorothea Sattler, Leiterin des Forums „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ beim Synodalen Weg, hat in einer Update-Veranstaltung im Haus am Dom dazu aufgerufen, den Synodalen Weg als Prozess zu sehen, der nicht kurzfristig abgeschlossen werden könnte. Beim Frauen-Forum, in dem es um den aktuellen Stand nach den Regionalkonferenzen ging, sagte sie: „Lasst uns nicht nur auf kleine Beschlüsse blicken, die wir gegebenenfalls in eineinhalb Jahren mit einer gewissen Mehrheit fassen können. Lasst uns diesen Weg als einen Prozess begreifen, der am Ende dazu führt, dass es eine grundlegende Neubesinnung gibt, dass die römisch-katholische Kirche insgesamt eine synodale Kirche wird.“ Das dürfe nicht allein daran festgemacht werden, ob Frauen nach dem Evangelium predigen dürften oder nicht.
Sattler, Professorin für Ökumenische Theologie und Dogmatik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. sagte, allein die Tatsache, dass man heute ohne Sanktionen frei reden dürfe über eine Thematik, die lange Zeit inkriminiert wurde, sei schon ein großer Fortschritt. „Neu ist, dass wir so viele sind, die ergebnisoffen über diese Frage nachdenken. Deshalb ist der Synodale Weg für mich jetzt schon ein Erfolg, egal, was am Ende an konkreten Vereinbarungen steht.“ Sattler ist sich sicher: „Diese Freiheit der Rede wird sich nicht mehr nehmen lassen.“
Der Abend wurde moderiert von Dr. Lisa Straßberger, Studienleiterin der Katholischen Akademie Rabanus Maurus (KARM), und Prof. Dr. Ulrike Gerdiken vom Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB). Straßberger fragte, ob Sattler einen Zusammenhang zwischen Missbrauchsprävention und der systemischen Bearbeitung der Frauenfragen sehe. Das bejahte die Referentin. Ihr war es allerdings wichtig zu betonen, dass nicht nur Männer Sünder seien. „Wir können keine Prognose wagen, was Frauen gegebenenfalls getan hätten, wenn sie in entsprechenden Diensten und Ämtern gewesen wären“, unterstrich Sattler. Obschon das männliche Zueinanderstehen etwas Systemisches habe. Man könne schon sagen, es scheine in der Tendenz verhindert zu haben, dass Missbrauch und Missstände früher offengelegt werden konnten. Und Frauen, die das vielleicht mitbekommen hätten, habe die Macht gefehlt, etwas zu ändern.
Moderatorin Straßberger griff den Punkt der fehlenden Macht auf und hakte nach: „Durch welche Form von Partizipation lässt sich so etwas konkret in leitenden Ämtern umsetzen?“ Die Teilhabe an allen Diensten und Ämtern der Kirche sei theologisch begründet, betonte Sattler. Würde dies umgesetzt, sei eine klare Umstrukturierung nötig – nicht nur in der Ausbildung von Frauen und Männern im Sakramentalen Dienst, sondern auch eine Veränderung der Kommunikationsstrukturen als solche. Generell brauche es andere Formen des Reglements. „Es kann nicht der Punkt sein, dass wir als Frauen automatisch alles richtig machen. Das sollte vielmehr Anlass sein, nochmal sehr konkret nachzudenken über Fragen von Macht und Autorität.“ Es gehe also weniger um einen Machttransfer von Männern hin zu Frauen, konkretisierte Straßberger, sondern um geteilte Macht? „Ja“, lautete die klare Antwort.
Neben Kirchenpolitik und Theologie ging es auch um sehr Konkretes wie die personelle Zusammensetzung des Synodalforums 3, das Sattler gemeinsam mit dem Osnabrücker Bischof Dr. Franz-Josef Bode leitet. Die Forumsvorsitzende erklärte, für die Besetzung habe die Bischofskonferenz Teilnehmer benennen können, ebenso das Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Darüber hinaus habe es Absprachen und Bewerbungen gegeben. „Bei der Zusammenstellung haben wir auf eine theologische Komponente geachtet, auf Ökumene, wir haben eine baptistische Theologin dabei, die sich auskennt mit der Geschichte der Frauenordination in den Kirchen der Reformation“, so Sattler. Großen Wert habe man darauf gelegt, dass Frauen aus pastoralen leitenden Diensten in der Gruppe vertreten sind, außerdem gebe es eine Jugendquote in der Geschäftsordnung, um sicherzustellen, dass junge Menschen ebenfalls zu Wort kommen.
"Es gibt eine hohe internationale Erwartung an uns"
Die Moderatorinnen wollten wissen, welche Bedeutung die Frauenfrage in anderen Ländern habe. Die Antwort: „Es gibt eine hohe internationale Aufmerksamkeit und eine hohe Erwartung an uns, an dieser Stelle Argumente zu formulieren.“ Prof. Sattler sagte, sie empfinde es so, dass viele Länder, von Frankreich über Australien bis Lateinamerika, die selbst weniger personelle und finanzielle Ressourcen hätten, auf Deutschland blickten: „Sie wollen erst einmal schauen, wie weit wir kommen.“
Sie sehe mit großer Dankbarkeit, mit welchem Engagement sehr viele Menschen in den Foren arbeiteten und wieviel Aufmerksamkeit und Anerkennung sie erfahren. Dazu gehörten auch explizit kritische Anmerkungen, die die Vielfalt der Diskussion spiegelten, so Prof. Sattler. Was interne Unstimmigkeiten betrifft, sagte sie: „Auch wenn wir innerhalb der Gruppe zum Teil grundlegend unterschiedliche Haltungen haben, können wir uns auf einer gewissen geistlichen Ebene austauschen, da gibt es eine Basis.“ Bei der jüngsten Sitzung des Forums, die im Vorfeld der Veranstaltung am Montag ebenfalls in Frankfurt stattfand, habe man sich darauf verständigen können, dass es eine Hermeneutik geben müsse, wie sich Schrift und Tradition zueinander verhielten. „Diese Hermeneutik wird nicht von einzelnen bestimmt und wir dürfen auch nicht auswählen, welche Bibeltexte uns gefallen und welche nicht“, betonte Sattler. „Es steht alles in der Bibel - und dann müssen wir bitteschön auch alles lesen.“
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