Atempause für Casa San Antonio
In der Casa San Antonio können dringend nötige Renovierungsarbeiten erledigt werden. „Einige Lampen sind defekt, wir brauchen ein neues Fenster und es muss gestrichen werden“, zählt Rolf Würz auf, einer der Gründungsväter der Starthilfe-Einrichtung im ehemaligen Pfarrhaus von Sankt Antonius Rödelheim und Teil des Steuerungsteams.
Die Arbeiten sind mehr als reine Schönheitsreparaturen, sie sind notwendig, um die Substanz des alten Hauses langfristig zu erhalten. Möglich werden sie dank einer Zuwendung der Georg Spamer-Stiftung über 24.000 Euro. Dafür sind Würz, seine Kollegin Birgit Opielka aus der Spanischsprachigen Gemeinde und das Steuerungsteam der Casa sehr dankbar. Für Ausbesserungsarbeiten fehlte zuletzt das Geld, denn die Finanzierung der Starthilfe-Einrichtung für Menschen aus Spanien, Italien und Portugal, die zum Arbeiten nach Frankfurt kommen, ist nicht langfristig gesichert.
Gut 45.000 Euro pro Jahr kostet der Erhalt des Wohnheims, in dem maximal 19 Menschen für höchstens vier Monate unterkommen können, bis sie eine eigene Wohnung gefunden haben. Die Bewohnerinnen und Bewohner zahlen lediglich einen Beitrag zu den Nebenkosten, aber keine Miete – und das bedeutet, die Kosten müssen anderweitig gedeckt werden. Die Finanzierung durch das Bistum Limburg ist nach einem Startzeitraum mittlerweile ausgelaufen, seitdem versuchen Würz und seine Mitstreiter aus der Italienischen, der Portugiesischsprachigen und der Spanischsprachigen Gemeinde Frankfurt, die Casa mit Fördergeldern am Leben zu erhalten. Der Gesamtverband der Katholischen Kirchengemeinden sprang zuletzt mit einer Bürgschaft ein, als das nicht mehr klappte, und rettete das Projekt so vor dem drohenden Aus zum Ende des vergangenen Jahres.
90 Prozent der Menschen fassen Fuß
Die Schließung wäre mehr als schade gewesen, denn immerhin 90 Prozent der Menschen, die in der Casa starten, fassen anschließend in Frankfurt Fuß; nur etwa zehn Prozent kehren in ihre Heimatländer zurück. Das liegt auch an einer engmaschigen Betreuung durch die jeweilige muttersprachliche Gemeinde, die die Bewohnerinnen und Bewohner in die Casa vermittelt, sie anschließend bei der Jobsuche begleitet, bei bürokratischen Fragen unterstützt und schließlich bei der Suche nach einer eigenen Wohnung hilft.
Eine systemische Lücke
Bei einem Vor-Ort-Termin führte Würz nun den Vorstand der Georg Spamer-Stiftung durch die Casa. Daniel Simon, der der Stiftung gemeinsam mit seiner Kollegin Simone Wenzlaff vorsteht, machte sich selbst ein Bild von dem Haus, in dem es auf drei Geschossen sieben Wohneinheiten, zwei Küchen, ein großes Gemeinschaftsbad sowie drei kleinere, an Wohneinheiten angeschlossene Bäder gibt. Die Casa ist wie immer voll ausgelastet, alle Zimmer sind belegt. Bei dem Besuch erläuterte Rolf Würz die Problematik, mit der Neuanfängler konfrontiert sind: „Es gibt eine systemische Lücke: Wer aus einem europäischen Land nach Deutschland kommt, um hier zu arbeiten, benötigt eine deutsche Meldeadresse für den Arbeitsvertrag. Aber eine Wohnung bekommt man nur, wenn man ein festes Gehalt nachweisen kann. Ein Teufelskreis, den wir mit der Casa als vorübergehender fester Meldeadresse durchbrechen.“
Stiftungsvorstand Simon, der im Herbst 2023 durch ein Gespräch mit dem ehemaligen Stadtdekan Johannes zu Eltz auf das Projekt aufmerksam geworden war, zeigte sich beeindruckt von der guten Arbeit der Casa. „Das hätte Frau Spamer sicher gefallen“, sagte er beim Anblick eines gemeinschaftlich genutzten, gemütlich gestalteten Sitzbereichs im ersten Stock.
HINTERGRUND ZUR GEORG SPAMER-STIFTUNG
„Verantwortungsvoll zu leben war für die Gründerin der Spamer Stiftung ein Herzenzanliegen", so die beiden Stiftungsvorstände Simone Wenzlaff und Daniel Simon. „Um auch über ihren Tod hinaus Gutes zu tun, errichtete diese von Todes wegen im Jahre 2016 eine Stiftung, die den Namen ihres Vaters trägt, an den sie so - quasi bis in die Ewigkeit - erinnern möchte.“ Als eine von bundesweit rund 23.000 rechtsfähigen Stiftungen bürgerlichen Rechts verfolgt die Georg Spamer-Stiftung, gemeinnützige Zwecke. Ihre Arbeit ist darauf ausgerichtet, die Allgemeinheit selbstlos zu fördern. „Stiftungen", unterstreichen die beiden Stiftungsvorstände, „sind wichtiger Teil unserer Gesellschaft, denn sie ermöglichen es, dringend benötigte Gelder in Projekte zu leiten, für die es mitunter keine andere Unterstützung gibt.“ „Unsere Aufgabe ist es“, so Wenzlaff und Simon „entsprechend dem Stifterwillen zu handeln. Das Projekt ,Casa San Antonio‘ passt hierzu hervorragend.“