Theologisches Handwerkszeug für die Medizinethik
FRANKFURT.- Auch Klinikseelsorger brauchen theologisches und philosophisches Handwerkszeug, um für medizinethische Fragen im Krankenhausalltag gerüstet zu sein. An sie richtet sich deshalb der einjährige Zertifizierungskurs Medizinethik in der Klinikseelsorge, eine berufsbegleitende Weiterbildung an der Goethe-Universität Frankfurt, die in diesen Tagen zu Ende ging. Am Donnerstag, 14. September, nahmen 16 Klinikseelsorgerinnen und Klinikseelsorger aus den Bistümern Limburg, Mainz, Dresden, Fulda, Trier, Paderborn und verschiedenen Landeskirchen ihre Zertifikate entgegen.
Ein Jahr lang hatten sie dafür an dem Kurs in Medizinethik teilgenommen. Zehn Kursmodule mussten sie absolvieren, dazu kamen eine einwöchigen Exkursion nach Chicago in den USA sowie die Teilnahme an einer internationalen Fachtagung zum Thema "Leiden in Medizin, Theologie und Medizinethik" an der Goethe-Universität. Angeboten wurde der Kurs in Zusammenarbeit mit dem Bistum Limburg zum vierten Mal von der Professur für Moraltheologie und Sozialethik am Fachbereich Katholische Theologie der Goethe-Uni.
Ethische Fragen am Lebensanfang und -ende
In ihrem Alltag stellen sich den Krankenhausseelsorgern immer wieder ethische Fragen am Lebensanfang und am Lebensende, aber auch in der Psychiatrie oder im Zusammenhang mit der Organspende, sowie Gerechtigkeitsfragen, die sich aus der fortschreitenden Ökonomisierung des Gesundheitswesens ergeben. Auch ein gezieltes Training zur Moderation von ethischen Fallbesprechungen war Teil des Programms. Mit Abschluss des Kurses können sich die Absolventen nun bei der Akademie für Ethik in der Medizin als Ethikberater im Gesundheitswesen zertifizieren lassen.
Der Kurs wurde von Christof Mandry, Professor für Moraltheologie und Sozialethik, und Gwendolin Wanderer, wissenschaftliche Koordinatorin im Projekt Medizinethik in der Klinikseelsorge, beide am Fachbereich Katholische Theologie an der Goethe-Universität Frankfurt, geleitet und von zahlreichen Referenten unterstützt.
Im Rahmen der feierlichen Zertifikatvergabe sprachen der Dekan des Fachbereichs Katholische Theologie, Bernd Trocholepczy, und Johannes Weuthen, kommissarischer Leiter des Dezernats für Pastorale Dienste im Bistum Limburg, ein Grußwort. Sie würdigten die Leistung der Absolventen, die neben ihrer Tätigkeit in der Klinik an den Seminaren teilgenommen, wissenschaftliche Texte gelesen und selbst eine wissenschaftliche Abschlussarbeit geschrieben haben. Pfarrerin Barbie Kohlhage sagte im Namen der Kursteilnehmer, die Beschäftigung mit der Theologischen Ethik und der Medizinethik habe einen ganz anderen Blickwinkel für die ethischen Fragestellungen in der Klinik eröffnet und zahlreiche Anregungen gegeben.
Der nächste Zertifizierungskurs Medizinethik in der Klinikseelsorge an der Goethe-Universität Frankfurt wird im September 2018 beginnen. (pm)