Nur keine alten Rezepte
FRANKFURT.- Mit alten Rezepten darf man ihm nicht kommen: Der Limburger Bischof Georg Bätzing sucht neue Wege in der Seelsorge und Verwaltung seines neuen Bistums. Alte Rezepte, das sind neue Stellen, mehr Geld und die traditionellen Gemeindestrukturen. All das sei nicht mehr realistisch, beschied der Bischof die rund 140 Seelsorger in der katholischen Stadtkirche Frankfurt. Am Donnerstag, 19. Januar, war er erstmals einen ganzen Tag in Frankfurt, um die Kirche in der größten Stadt des Bistums, die zugleich knapp ein Viertel aller Katholiken der Diözese stellt, näher kennenzulernen.
Die Frankfurter Seelsorger hatten Gelegenheit, dem Bischof Schwerpunkte ihrer Arbeit vorzustellen. Dazu gehört die nicht immer leichte Organisation des Gemeindelebens in den mittlerweile sieben Pfarreien neuen Typs, Großpfarreien, die sich aus mehreren Kirchorten zusammensetzen, die Vielfalt von Einrichtungen und Diensten außerhalb der Gemeindestrukturen oder die Aufgaben der 24 Gemeinden anderer Muttersprache, zu denen gut 47.000 der etwa 151.000 Katholiken in Frankfurt gehören.
Keine Alternative zur Großpfarrei
Zu den Großpfarreien, das machte der Bischof im Gespräch mit den Seelsorgern ebenso klar wie am Abend im Stadtsynodalrat, gibt es nirgends in Deutschland Alternativen: „Die Ressourcen werden immer weniger.“ Weder stehe der katholische Nachwuchs in großer Zahl in den Startlöchern, noch könne zusätzliches Personal auf Dauer finanziert werden. Trotzdem bleibe die Nähe zu den Menschen ein großer Wunsch in der Seelsorge. Mit einer reinen Umorganisation der Verwaltung sei Nähe nicht erreicht. Wichtiger sei es, gemeinsam Kirche zu sein, „weg vom Versorgungsdenken hin zu einer neuen Kultur kirchlichen Lebens“. Die Pfarreien neuen Typs dürften nicht mit der traditionellen Gemeinde aus den 70er Jahren verwechselt werden. Sie seien vielmehr ein Raum, um „Gemeinden auf die Beine zu helfen“, unterstrich Bätzing. Kirchorte könnten Schulen, Krankenhäuser, ein Gefängnis genauso gut sein: „Das wird die Seelsorge befruchten.“
Am Nachmittag besuchte der Bischof den Frankfurter Caritasverband, den größten Wohlfahrtsverband in der Mainmetropole. „Wir kommen immer an den Rand. An den Rand der Gesellschaft, an den Rand des Ertragbaren, an den eigenen Rand“, stellte die Ärztin und Missionsärztliche Schwester Maria Goetzens zunächst die Elisabeth-Straßenambulanz vor. „Es geht immer ums nackte Überleben.“ Der Bischof erkundigte sich nach Problemen, wie beispielsweise die Sprachbarriere, aber auch nach Zahlen und Fakten und zeigte sich beeindruckt von der karitativen Arbeit vor Ort.
Glaube gibt Freiheit und langen Atem
Beim großen Gottesdienst am Abend im Kaiserdom St. Bartholomäus verwies Bätzing noch einmal auf den Auftrag der Christen für das Wohl aller Menschen zu wirken. Vor mehr als 700 Gläubigen sagte er, Christen könnten weiter sehen und weiter denken als andere. Der Glaube gebe ihnen einen langen Atem und mache sie frei, alle Menschen in den Blick zu nehmen. Der Glaube brauche aber auch immer wieder Auffrischung und Ermunterung. Der Besuch in Frankfurt sei für ihn so eine Ermunterung, zeige das hohe Engagement der Haupt- und Ehrenamtlichen doch, dass der Beruf der Kirche, nämlich die „Evangelisierung der Welt“, auch hier immer noch ausgeübt werde.
Auf seiner Kennenlern-Runde durch das Bistum besucht der Bischof in diesem Jahr alle elf Bezirke zunächst an einem Tag. Dabei gehe es ihm vor allem um das Zuhören. Um die Gegebenheiten vor Ort genauer wahrzunehmen, sei ein Tag allerdings viel zu kurz, unterstrich er und kündigte zugleich an, im nächsten Jahr die Reihe der klassischen Visitationen aufzunehmen, bei denen er jeden Bezirk ein Jahr lang immer wieder besucht und sich über alle Eigenheiten unterrichten lässt. Dabei solle Frankfurt schon 2018 den Anfang machen, sagte der Bischof zu. (dw/fes)