Gott im Abseits
FRANKFURT/Bonn.- „Gott im Abseits“ heißt ein Internet-Projekt der Deutschen Bischofskonferenz, das am Mittwoch, 16. August, in Frankfurt gestartet ist. Junge, kirchenferne Journalisten treffen auf Menschen, die ihre Berufung zum Lebensinhalt machen und ihr persönliches Leben an ihrem Glauben ausrichten. Den Auftakt macht der Kölner Fernseh- und Radiojournalist Timm Giesbers (24), der bis Mitte November online über seine Erlebnisse in der Elisabeth-Straßenambulanz in Frankfurt berichtet.
Hauptkanäle der Dokumentation sind die Sozialen Netzwerke Facebook, Twitter und Youtube, der Blog www.gott-im-abseits.de sowie medium.com. Die Akteure des Folgeprojektes von „Valerie und der Priester“, das die Bischofskonferenz im vergangenen Jahr initiiert hatte, sind Ordensleute und pastorale Mitarbeiter, die sich für Menschen im Abseits - Obdachlose, Prostituierte, Strafgefangene oder Drogenabhängige - einsetzen und als Seelsorger an ungewöhnlichen Orten tätig sind.
Armutsmedizin in der Elisabeth-Straßensambulanz
In Frankfurt portraitiert der junge Journalist Giesbers Schwester Karin Knötig und ihre Mitschwestern der katholischen Ordensgemeinschaft der Missionsärztlichen Schwestern (MMS). Die Ordensgemeinschaft hat sich der Armutsmedizin verschrieben und ermöglicht in der Elisabeth-Straßenambulanz in Frankfurt medizinische Angebote für Obdachlose und Geflüchtete. Für seine Dokumentation hat Timm Giesbers im Sommer 2017 in der Kommunität der Missionsärztlichen Schwestern Frankfurt gelebt.
Schwester Karin Knötig stammt aus einem Dorf im Bayerischen Wald und hatte schon früh Kontakt zum katholischen Glauben. Als Teenager verlor sie aber ein Stück weit ihren Bezug zum Glauben. Sie machte eine Ausbildung zur Krankenschwester und fand über ihre Patienten wieder einen Bezug zu Gott. „Zu oft erzählten mir gerade ältere Patienten, sie hätten ihr Leben lang nur gearbeitet, jetzt seien sie endlich in Rente und krank. Das hat mich zum Nachdenken gebracht und ich dachte: Nein, da muss es doch noch mehr geben im Leben,“ erzählt die 39-Jährige. So begann für Schwester Karin die Suche nach einem „Mehr“ in ihrem Leben, die sie 2010 zum Eintritt in die Frankfurter Kommunität der Missionsärztlichen Schwestern bewog.
An den Grenzen kommt Gott ins Spiel
Das Internet-Projekt ist für Schwester Karin auch eine Herausforderung. „Jemandem zu erklären, wieso ich glaube und dann noch dazu, warum ich das Ordensleben gewählt habe, das ist gar nicht so einfach. Ich muss versuchen, eine verständliche Sprache zu finden, für etwas, das sich gar nicht leicht erklären lässt.“ Aber sie ist auch froh darüber, bei einem Projekt mitwirken zu können, das zeigt, welche Stärke sich aus dem Glauben ergibt. „Meine Arbeit für Menschen am Rand der Gesellschaft bringt mich oft an die eigenen Grenzen. Aber mein Glaube gibt mir die Kraft und das Vertrauen, dass gerade dann Gott ins Spiel kommen kann.“
Timm Giesbers arbeitet als Reporter in Köln. Er ist in einer atheistischen, der Kirche gegenüber kritisch eingestellten Familie aufgewachsen. Das hat ihn trotzdem nicht davon abgehalten, sich konfirmieren zu lassen. Gotteshäuser besucht der 24-Jährige nur als Tourist ? eine Kerze anzuzünden, gehört für ihn dazu. Ein Leben für den Glauben wäre für den Journalisten nie infrage gekommen. Viel zu sehr fühlt er sich verwurzelt in einer zunehmend individualistischen Gesellschaft, der gerne Egoismus unterstellt wird, die aber gleichzeitig dem Einzelnen auch größtmöglichen Freiraum einräumt.
Junge Menschen reden über den Glauben
Umso mehr war es für ihn ein Abenteuer, sich eine Zeit lang in eine Welt zu begeben, in der Regeln und klare Abläufe eine wichtige Rolle spielen. „Das ist natürlich das Reizvolle an meinem Beruf: Nicht nur, dass ich eine Weile mit den Schwestern lebe, sondern gleichzeitig bekomme ich die Möglichkeit, sie bei ihrer Arbeit mit Flüchtlingen und Obdachlosen ? also Menschen, die auf ihre Hilfe angewiesen sind ?, zu begleiten.“ Timm Giesbers sagt, er wolle verstehen, wieso sich die Schwestern für dieses Leben entschieden haben und ob bei all der Aufopferung noch Platz für sie selbst ist. „Mir ist es wichtig zu verstehen, was den Menschen in seinem Leben glücklich macht ? und in diesem Fall, ob ein Leben für Gott noch Freiheit zulässt.“
„Gott im Abseits “ wird begleitet von Pfarrer Michael Maas, dem Leiter des Zentrums für Berufungspastoral der Deutschen Bischofskonferenz. „Aus zahlreichen Rückmeldungen, die wir zum Projekt ?Valerie und der Priester? erhalten hatten, konnten wir ablesen, dass es tatsächlich gelungen ist, junge Menschen über Kirche und das Wirken eines Priesters ins Gespräch zu bringen“, so Pfarrer Maas. „Gott im Abseits“ präsentiere authentische Zeugen, „die davon berichten, wie ihr Glaube sie dazu motiviert, Jesus Christus gerade dort zu bekennen, wo man es nicht vermutet.“ Über den Zeitraum von zwei Jahren entstehen so acht unterschiedliche Seelsorge-Portraits und Dokumentationen, die jeweils über einen Zeitraum von zwölf Wochen online gehen. (pm/dw)
Nachverfolgen lassen sich die Erfahrungen der jungen Journalisten seit Mittwoch, 16. August, in den Sozialen Netzwerken: Auf Facebook (www.facebook.com/gottimabseits), in dem Blog www.gott-im-abseits.de, auf medium.com, Twitter und YouTube.