600 Jahre und kein bisschen aus der Mode
FRANKFURT.- Den Geburtstagsgästen standen die Schweißperlen auf der Stirn: Um dem wohl beliebtesten Frankfurter Wahrzeichen zum 600. Geburtstag zu gratulieren, hatten sie sich auf den Weg gemacht, 328 enge, sich windende Steinstufen zu erklimmen. Doch sie wurden belohnt: Wer die 66 der insgesamt 95 Höhenmeter geschafft hatte, konnte sich an einem schier atemberaubenden Blick auf Frankfurt und den Taunus freuen. Bei mehr als 30 Grad im Schatten und strahlendem Sonnenschein herrschte schließlich Kaiserwetter beim Geburtstag des Turms, der den Frankfurter Kaiserdom krönt.
Am 6. Juni 1415, eine Stunde nach Mittag, hat man ? so steht es in den Ratsprotokollen der Stadt Frankfurt ? begonnen, den Domturm zu mauern. Zur Freude der „Pfaffheit“ des Stifts und des Rates der Stadt wurde der erste Stein ? der Grundstein ? gelegt. 600 Jahre später, am Samstag, 6. Juni 2015, war es wieder so weit: Zur Freude der Frankfurter und vieler Touristen erklang pünktlich eine Stunde nach Mittag das Geburtstagsständchen von der ersten Galerie: Auf 44 Meter Höhe hatten sich Mitglieder des Posaunenchors St. Johannis in Bornheim postiert, um Musik darzubieten, die speziell für das Spielen von Türmen herab komponiert wurde.
Erst im 19. Jahrhundert vollendet
Rund hundert Jahre hatte man an dem Wahrzeichen der Stadt gebaut. Jahrhundertelang trug er allerdings eine Kuppelhaube, da die Arbeiten 1514 eingestellt wurden. Erst im 19. Jahrhundert, nach dem Dombrand 1867, vollendete Dombaumeister Franz Joseph Danziger das Werk nach den Plänen Madern Gertheners (um 1365?1430). In all diesen Jahrhunderten galt der Turm des Bartholomäusstiftes als Wahrzeichen der Stadt. Auch heute macht er, obwohl die Frankfurter Hochhauskulisse den Turm mit seinen 95 Metern längst überragt, das Stadtbild unverwechselbar.
In drei Führungen konnten die Geburtstagsgäste am Samstag die Baugeschichte des Turms erkunden. In der Glockenstube wurde die Gloriosa, die größte Glocke im Kaiserdom, die nur selten an hohen Feiertagen geläutet wird, bewundert und auf der ersten Galerie der Traumblick über die Stadt. Wer trotz Hitze und strahlendem Sonnenschein noch genug Puste hatte, schaffte auch die gesamten 328 Stufen bis zur oberen Plattform, wo der Rundumblick über Skyline und neu entstehende Altstadt, über Taunus und Main noch großartiger ist.
Wer lieber auf dem Boden blieb, hatte im Dommuseum in einer Rätsel- und Bastelstation für Kinder seinen Spaß oder konnte bei einer Führung für Kinder erfahren, wie man im Mittelalter so hohe Türme gebaut hat. Auf eigene Faust konnten schließlich Kinder und Eltern den Dom mit einem Rätselspiel erkunden und im Dommuseum noch ein bisschen weiterfeiern. (dw)
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