Mit Pilgerausweis und Einwegkamera auf Tour
Mit Pilgertuch, Pilgerausweis und Flagge sind die Kinder unterwegs: Das Ziel ist immer ein heiliger Ort, denn die Kinder der sieben Kindertagesstätten der katholischen Pfarrei St. Margareta begeben sich auf Pilgerreisen. Zehn Kinder pro Kita bilden jeweils eine Pilgergruppe. Seit März pilgern sie einmal im Monat zu einer Kirche der Pfarrei im Westen Frankfurts. Mit ihrem Pilgerspruch „..und Gott geht mit! (uns)“ sind die Kita-Gruppen bereits nach Sindlingen, Sossenheim und Höchst gewandert. Auch die Kirche St. Bartholomäus in Zeilsheim haben die Kinder in der letzten Pilgertour im April besucht.
„Mir war wichtig, dass alle sich einmal kennenlernen und als Pfarrei zusammenwachsen. Jeder soll und kann auch ortsverbunden bleiben, aber trotzdem das Miteinander erleben.“
Claudia Lamargese
Gemeinsam pilgern und Kirchen erkunden
Die Idee stammt von Claudia Lamargese, der Gemeindereferentin der Pfarrei St. Margareta. Sie arbeitet mit den Kitas im Bereich der Religionspädagogik eng zusammen. Gemeinsam haben sie das Pilgerprojekt seit Herbst geplant. Jede Kitagruppe macht sich einzeln auf den Weg und erst am Ziel treffen die rund 70 Kinder aufeinander. Durch kleine Geschichten aus der Bibel erklären die Erzieher und Erzieherinnen den Kindern das Pilgern und die Bedeutung sakraler Räume und Orte. Zwischenstopps an Spielplätzen, bei „Herbergsfamilien“ aus den Gemeinden oder in Parkanlagen sind auf den Pilgerwegen mit eingeplant. Am Ziel wird dann gemeinsam die Kirche erkundet.
Gemeinsam Wege bestreiten
Lamargese stellte in den Vordergrund, dass die Kinder beim Pilgern die Nähe zu Gott spüren und spielerisch begreifen können. „Manche Wege im Leben sind lange, die muss man dann auch aushalten. Mal gibt es Umwege, mal hältst du an. Aber es gibt immer einen Weg und Gott ist immer mit dabei“, erklärte Lamargese. Das Pilgern verbinde die Kinder und Erzieher und sei etwas ganz Besonderes. „Für die Kinder ist es einfach die Chance, Kirchen zu sehen und auch Dinge zu hinterfragen. Nämlich auch zu verstehen, wo der Unterschied zwischen Jesus und einem Superhelden ist“, sagt Paul Kupsch, der derzeit sein freiwilliges soziales Jahr in der Kita St. Dionysius absolviert.
„Ich bin stolz ein Pilgerkind zu sein, weil ich hier so viele Abenteuer erlebe.“
Lisann Sittich (5), Kita-Kind
In Zeilsheim haben die Kita-Gruppen am 30. April beispielweise sieben Stationen durchlaufen, bei denen sie mehr über die Kirche St. Bartholomäus, die Kirchengeschichte allgemein oder sich selbst erfahren konnten. Die Kinder durften den Altar von Nahem begutachten, schauten sich das Fürbittenbuch, den Kerzenbaum, die Pest-Madonna und den Lebens- und Kreuzweg Jesu an. Ganz besonders war die Station am Kircheneingang, bei der jedes Kind einen Stempel in seinen Pilgerausweis erhielt.
Mit Pilgerausweis und Flagge gewappnet
Neben dem Pilgerausweis haben die Kinder auch eine Pilgerflagge, einen einheitlichen Pilgerrucksack und ein Halstuch dabei. Jede Kita gibt den Kindern individuell noch weitere Pilgerutensilien mit. Die Kinder von St. Dionysius in Sindlingen tragen eine Pilgerkette und Einweg-Kamera mit sich, um ihre Eindrücke festzuhalten. Für die Erzieherin von St. Dionysius, Julia Brucker, ist es wichtig, auf jeder Pilgertour auch ein Bild mit den Kindern zu kreieren und damit unterschiedliche Themen aufzugreifen. Auf dem Weg nach Zeilsheim haben die Kinder ein Kreuz aus Müll beispielweise gelegt. Damit griff die Gruppe auf dieser Pilgertour das Thema Umweltschutz auf.
Bischofsbesuch inklusive
Zum Abschluss der Aktion werden die Kinder aller Kitas am 4. Juni vom Bahnhof in Höchst durch den Ort zur Pfarrkirche St. Justinus ziehen und einen Abschlussgottesdienst feiern. Das Highlight des Projekts wird am 7. Juni eine Fahrt nach Limburg sein. Dort bekommen die Kinder eine Domführung von den Domschwestern und eine kleine Urkunde von Bischof Georg Bätzing.
Pilgern
Wer pilgert, unternimmt eine Reise für mehrere Tage oder gar Wochen, meistens zu Fuß, zu einem heiligen Ort. Ziel ist es, auf dem Weg den Alltag zu vergessen und sich auf seinen Glauben zu besinnen. Das Pilgern ist in den großen Weltreligionen, im Christentum, Juedentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus verbreitet. Auch nicht gläubige Menschen pilgern. Die meisten wollen ihren Alltag vergessen, manche eine wichtige Entscheidung für die Zukunft treffen und andere trauern um einen Menschen. Bedeutsam ist der lange Weg, auf dem Pilger Erfahrungen sammeln und eine Reise zu sich selbst unternehmen.