Mehr Platz für Kinder und Studenten
FRANKFURT.- Die jüngsten Gäste drängeln sich neugierig nach vorne: richtig spannend sieht das aus, ein gemauerter Tisch, eine metallene Dose, lauter Erwachsene, die merkwürdige Dinge in diese Dose stecken, eine Münze, Baupläne, eine Tageszeitung und schließlich eine Zeichnung von Pinocchio. Da ist der Jubel groß, die lustige Holzfigur mit der langen Nase kennen die Kinder nur zu gut.
Pinocchio ist der Namensgeber ihres Kindergartens. Und der Grundstein, der hier gleich festgemauert werden soll, bildet das Fundament ihrer neuen deutsch-italienischen Kita, die die katholische Kirche im Nordend baut. Ein bisschen unkt der italienische Generalkonsul Maurizio Canfora: Wenn es mit dem Bau nicht zügig vorangehe, könnten die Kinder sicher demnächst im Studentenwohnheim darüber einziehen. Aber da übertreibt er hoffentlich ein bisschen, so wie Pinocchio, dessen Nase bei jeder Lüge länger wird.
Zahlen und Fristen
Dabei berichtet auch der katholische Stadtdekan Johannes zu Eltz von „Pleiten, Pech und Pannen“ und ziemlichen Verzögerungen bei dem Neubau im Unterweg. Trotzdem sind die Gäste bei der feierlichen Grundsteinlegung am Freitag, 10. November, durchweg zuversichtlich, dass der Bau jetzt planmäßig in die Höhe wachsen kann.
Der Gesamtverband der katholischen Kirchengemeinden in Frankfurt als Bauherr rechnet fest damit, dass das siebengeschossige Gebäude in einem Jahr bezugsfertig sein wird. Auch dass die Kosten von schätzungsweise 11,9 Millionen Euro nicht noch mehr steigen, ist eine der Hoffnungen an diesem Tag. An den Baukosten beteiligt sich das Land Hessen, wie Umweltministerin Priska Hinz sagt, mit 932.000 Euro für die Studentenzimmer. Die Stadt Frankfurt steuert nach den Worten des Frankfurter Baudezernenten Jan Schneider 633.000 Euro bei und gibt allein für die Kita 2,45 Millionen Euro. Das ist insgesamt ein Viertel der gesamten Baukosten.
Bernhard und Ludwig Becker als Namensgeber
Den größten Teil der Summe trägt mit knapp vier Millionen der Gesamtverband als Bauherr. Auch das Bistum Limburg beteiligt sich mit einem Zuschuss von 800.000 Euro an dem Studentenheim, das den Namen der Frankfurter Bernhard und Ludwig Becker tragen soll. Die Zwillingsbrüder, Katholiken aus der Pfarrei St. Bernhard im Nordend, leisteten aus ihrem Glauben heraus dem Nazi-Regime Widerstand.
Mit der Planung und Bauleitung wurde das Wiesbadener Büro BGF+ Architekten beauftragt. Im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss entsteht die deutsch-italienische Kita Pinocchio, die Platz für etwa 100 Kinder in sechs Gruppen bietet. Das Studentenwohnheim erstreckt sich über vier Obergeschosse und ein Staffelgeschoss und wird 56 Zimmer umfassen. Die Vermietung des künftigen Wohnheims wird in den Händen des Bauvereins Kath. Studentenheime liegen.
Doch die Zahlen sind zumindest den Kindern an diesem Tag egal, sie reden munter drauflos, deutsch und italienisch, wie es gerade passt, und freuen sich diebisch, als der Limburger Generalvikar Wolfgang Rösch eines nach dem anderen hochhebt, damit sie auch noch schnell einen Blick auf den Grundstein werfen können, den Ministerin Priska Hinz mit energischen Schwüngen der Kelle festmauert. (dw)