Heiligkeit und Idiotie
Der Idiot als einer, der die Kraft der Einfachheit und Unvollkommenheit sucht und damit die etablierte Ordnung irritiert und herrschende Prinzipien in Frage stellt: Diese ursprüngliche Bedeutung des Begriffs nimmt eine Veranstaltungsreihe der Frankfurter Galerie Goldstein in Kooperation mit dem Dommuseum Frankfurt als Ausgangspunkt. Im Widerspruch dazu stehen der pathologische Klang des Wortes und die damit verbundenen ausgrenzenden und abwertenden Attribute der Neuzeit. Unter dem Titel "Heilige Idioten, idiotische Heilige" geht es in den Vorträgen, Gesprächen und einer Ausstellung daher auch um die öffentliche Wahrnehmung von Menschen mit einer sogenannten Beeinträchtigung, die zwischen Stigmatisierung und Vereinnahmung, zwischen Hass und Faszination schwingt.
Männer, die auf Säulen sitzen
Eröffnet wird die Reihe am 9. Oktober mit dem Diavortrag „Melodrom“ des Frankfurter Künstlers Gerald Domenig um 20 Uhr in der Goldstein Galerie (Schweizer Straße 84). Einen Tag später, am 10. Oktober, (20 Uhr) stehen „Männer, die auf Säulen sitzen“ auf dem Programm. Der Rektor der Dom-Pfarrei St. Bartholomäus, Stefan Scholz, spricht mit der Direktorin des Dommuseums, Bettina Schmitt, über Heiligkeit und Idiotie. Am 23. Oktober (20 Uhr) beschäftigt sich die Sozialpädagogin und Theaterwissenschaftlerin Kati Kroß mit dem Thema „Freaks als Stars“ am Beispiel des Regisseurs Christoph Schlingensief. Vom 26. Oktober bis 3. November wird in der Galerie eine Ausstellung von Mikael Ross gezeigt: „Allüren – Der Unfall und andere Geschichten.“ Über Autismus-Bilder im Wandel spricht am 31. Oktober die Kulturwissenschaftlerin Novina Göhlsdorf.
Im Atelier Goldstein der Lebenshilfe Frankfurt am Main wird international erfolgreiche Kunst von Künstlern mit Beeinträchtigung produziert. Die Galerie war maßgeblich beteiligt an der künstlerischen Innengestaltung der Marienkirche im Sankt Vincenzstift in Aulhausen. Weitere Informationen unter https://www.atelier-goldstein.de.