Fronleichnam, das katholischste aller Feste
Die Sonne brennt vom Himmel, auf dem Krönungsweg weht ein Meer von gelb-weißen Fahnen, eine lange Prozession zieht vom Kaiserdom St. Bartholomäus zum Römerberg: Nach der Eröffnung der „neuen Altstadt“ im Herzen Frankfurts können die Gläubigen zum ersten Mal durch die wiedererstandenen historischen Gassen zum Freiluftgottesdienst auf dem Römerberg gehen.
Mehr als tausend Menschen füllen den Platz, obwohl – wie der Limburger Bischof Georg Bätzing zu Beginn des Gottesdienstes anmerkt – zuletzt beim Empfang der Frankfurter Eintracht nach dem Pokalsieg noch viel mehr Menschen hier dicht gedrängt standen. Aber die Katholiken der Mainmetropole feiern an diesem Donnerstag, 31. Mai, nicht nur auf dem Römerberg, sondern auch in den Stadtteilen Fronleichnam.
Fronleichnam ist wahr, gut und schön
Zudem galt, wie der Bischof betont, Fronleichnam früher als das „katholischste aller Feste“, doch diese Selbstverständlichkeit ist vorbei. Viele Menschen wissen mit dem Fest, das die Einsetzung des Altarsakraments feiert, nichts mehr anzufangen. Prozessionen erscheinen fremdartig, Gottesdienste unter freiem Himmel sind ungewohnt, der Begriff „Fronleichnam“, das Hochfest des Leibes und Blutes Christi, nur schwer zu fassen. „Nicht zuletzt trennt das Fest seit der Reformation die Menschen in dieser Stadt und in diesem Land“, so der Bischof.
In diese Unsicherheit des Jahres 2018 stellt Bischof Bätzing, der zum ersten Mal in Frankfurt Fronleichnam feiert, „drei Gründe und drei Herausforderungen“: Wahr, gut und schön sei dieses Fest, sagt er in seiner Predigt. Fronleichnam sei wahr, Jesus sei wirklich hier, in diesem Brot: Das sei die Glaubenssache schlechthin, aber „wenn es wahr ist, dass Gott Mensch geworden ist in Jesus Christus, dass er lebt und auferstanden ist, warum soll er dann nicht auch das Wunder vollbringen, sich uns ganz und gar zu schenken, mit Fleisch und Blut?“
Fronleichnam sei gut, denn die Kommunion stehe im Zentrum des Festes, betont der Bischof. Da entstehe aber nicht nur eine besondere Verbindung mit Gott, die Kommunion mache auch aus vielen einzelnen eine Gemeinschaft: „So wird Kirche.“ Und nicht zuletzt sei Fronleichnam schön. Der seit dem 13. Jahrhundert entwickelte Formenreichtum, die vielen Farben, Bewegung und Sinnlichkeit machten dieses Fest „bestärkend, erhebend und fröhlich“. Was an Fronleichnam gefeiert werde, trage auf diese Weise die Menschen durch das ganze Jahr.
Altstadtbummel statt Fest auf dem Domplatz
Im Anschluss an den Gottesdienst führt eine Prozession diesmal nicht durch die Altstadt, sondern wie gewohnt über den Mainkai und die Fahrgasse in den Bartholomäusdom, wo die Feier mit dem sakramentalen Segen endet. Die Kollekte des Gottesdienstes kommt einem Jugendhilfeprojekt der rumänischen Kapuziner und den Hilfenetzen in Frankfurt zugute. Trotz mancher dunkler Wolken über dem Römerberg bleibt es an diesem sonnigen Festtag bei einem einzigen Wermutstropfen: Das traditionelle Fest auf dem Domplatz, das alljährlich der Fronleichnamsprozession folgt, muss der nächsten Baustelle in der Altstadt weichen. Die Bauarbeiten rund um den Domplatz machen die Feier unmöglich. Doch einen Bummel durch die „neue Altstadt“ lassen sich die meisten Gläubigen nach dem Gottesdienst nicht nehmen.