Eine Sternstunde Zeit und zwei Teile für die Herznote
„Schwarztee mit Zimt“ – der 16-Jährige hat sich entschieden und greift beherzt zu den Zutaten. Andere zögern noch. Zu verlockend sind die Schälchen mit Rosenblüten, Süßholz, Lavendel oder Nelke: sechs Teile Basiskräuter, vier Teile für die Kopfnote, zwei für´s Herz. So lautet das Rezept für den persönlichen Lieblingstee. Dann wird gestampft, geschnitten, gemischt, die Nase reingesteckt, nochmal umdisponiert und schließlich der selbstgemachte Tee in eine kleine Geschenkbox gefüllt und liebevoll beschriftet.
Die knapp 20 Jugendlichen, die an diesem Donnerstagmorgen, 5. Dezember, mit ihrem Lehrer Detlev Drascher von der benachbarten Schillerschule in die katholische Jugendkirche Jona in Sachsenhausen gekommen sind, hätten jetzt eigentlich evangelische Religion. Doch Herr Drascher will ihnen heute etwas Besonderes bieten: eine Sternstunde in der Jugendkirche.
Eine kleine adventliche Auszeit
Schon seit einigen Jahren gibt es diese kleinen adventlichen Auszeiten bei Jona. Schulklassen oder Jugendgruppen bekommen eine Stunde Zeit geschenkt, die sie ganz für sich genießen können: Zur Ruhe kommen, sich von dem ganzen vorweihnachtlichen Stress befreien, die nächste Klausur, die Suche nach dem passenden Geschenk mal für eine Weile beiseiteschieben, sich den Advent und das Ankommen Jesu bewusst machen, um so auch wieder für sich selbst zu entscheiden, was wirklich zählt.
Die Schillerschüler sind an diesem Morgen schnell entschieden, knapp die Hälfte zieht es spontan ins Kaminzimmer, wo sie sich auf Sofas und in Sessel lümmeln können und entspannt weihnachtlichen Geschichten lauschen. Die andere Hälfte wandert in das eigens im Kirchenraum aufgebaute Zelt zur Teewerkstatt. Keiner will die Traumreise antreten, das dritte Angebot des Jona-Teams, wo bei leiser Musik Entspannungsübungen angesagt sind.
Traumreise oder Kaminzimmer?
Aber das ist nur eine Momentaufnahme: den Abiturienten, die Lehrer Drascher nach seinen Zehntklässlern auch noch in der Jugendkirche empfängt, steht der Sinn mehr nach Traumreise als nach Kaminzimmer. Doch da ist das Team von Jona flexibel. Die Jugendbildungsreferentinnen Maria Jonkisch und Miriam Grossmann haben genug Unterstützung um allen Gruppen die gewünschte Sternstunde bieten zu können. Vom 3. bis zum 6. Dezember schleusen sie etliche Jugendgruppen durch ihr Adventsprojekt. Trotzdem wird es nie hektisch oder unruhig. Die Ruhe, die die Sternstunde mitten im stressigen Vorweihnachtstrubel verspricht, zahlt sich aus.