Echt gut: der Nikolaus ist auf dem Liebfrauenberg unterwegs
Da staunen die Frankfurter nicht schlecht: Auf dem Liebfrauenberg ist der Nikolaus unterwegs. Und zwar der "echte", der mit Mitra, Bischofsstab und rotem Bischofsmantel. Einen Sack mit Süßigkeiten hat er natürlich trotzdem dabei. Trotzdem tauchen an diesem trüben Nikolaustag vor der katholischen Informations- und Seelsorgestelle punctum mitten in der Innenstadt auch Weihnachtsmänner, vorzugsweise aus Schokolade, auf, mit Zipfelmütze und weißem Pelzbesatz am Kragen. Doch da weiß Stefan Hofmann, der Leiter von punctum, schnell Rat. Ausschneidebögen liegen bereit, mit Buntstiften sind Mitra und Mantel schnell verziert, dann werden den saisonalen Schokoladenhohlfiguren die Attribute angeklebt. Und fertig ist der "echte" Nikolaus!
Vor dem punctum geht es schon am Morgen des 6. Dezember hoch her, ganze Schulklassen strömen vorbei und lassen sich die Nikoläuse schmecken. Ein Trüppchen Kleinkinder aus der "Entengruppe" eines Frankfurter Kindergartens blickt mit aufgerissenen Augen auf den großen Nikolaus mit Bart und Bischofsmütze, ein bisschen ängstlich oder keck, je nach Temperament. Türkisch sprechenden jungen Frankfurtern erklärt der Nikolaus, dass er aus Myra in Lykien stammt, dem heutigen Demre, ein kleiner Ort etwa 100 km südwestlich von Antalya. Touristen und Passanten bitten um ein Selfie mit dem heiligen Mann, und Eltern überreden ihre zaudernden Kinder, mit dem Nikolaus zu posieren. Und spätestens wenn der seine schokoladigen Ebenbilder hervorzaubert, ist der Bann gebrochen und Alt und Jung freut sich an der Tradition.
Der historische Nikolaus
Der historische Nikolaus von Myra wurde zwischen 270 und 286 geboren, er starb an einem 6. Dezember in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts und ist einer der bekanntesten christlichen Heiligen, dem in vielen Ländern Volksbräuche gewidmet sind. Er wirkte als Bischof von Myra in der kleinasiatischen Region Lykien, damals Teil des römischen, später des byzantinischen Reichs, heute der Türkei. Um sein Leben ranken sich zahlreiche Legenden. So soll er drei junge Frauen, deren Vater sie zu Prostituierten machen wollte, weil er sie mangels Mitgift nicht standesgemäß verheiraten konnte, mit drei großen Goldklumpen zu Vermögen verholfen haben.
Auch die Seefahrer wurden von Nikolaus beschützt: In Seenot geratene Schiffsleute riefen in ihrer gefährlichen Lage den heiligen Nikolaus an. Ihnen erschien ein mit Wunderkräften ausgestatteter Mann und übernahm die Navigation, setzte die Segel richtig und brachte sogar den Sturm zum Abflauen. Wegen dieser und ähnlicher Erzählungen wurde Nikolaus zum Patron der Seefahrer.
Das so genannte Kornwunder erzählt, wie Nikolaus während einer großen Hungersnot dafür sorgte, dass die Seeleute einen Teil des Korns, das für den Kaiser in Byzanz bestimmt war, ausluden, um in der Not zu helfen. Sie wiesen zuerst die Bitte zurück, da das Korn genau abgewogen beim Kaiser abgeliefert werden müsse. Erst als Nikolaus ihnen versprach, dass sie keinen Schaden erleiden würden, stimmten sie zu. Als sie in der Hauptstadt ankamen, stellten sie verwundert fest, dass sich das Gewicht der Ladung trotz der entnommenen Menge nicht verändert hatte. Das in Myra entnommene Korn aber reichte volle zwei Jahre und darüber hinaus noch für die Aussaat.