Viel Hilfe mit wenig Budget
FRANKFURT.- Morgens zieht sich der Magen zusammen, die Arbeit wird fahrig verrichtet, abends mag das Hirn nicht aufhören zu rattern ? Mobbing macht mürbe. Seit zehn Jahren gibt es in Frankfurt die von Kirchen und Gewerkschaften gemeinsam getragene Mobbing-Hotline. Unter der 069 830077-128 oder -129 können sich Arbeitnehmer Luft verschaffen. Dienstags und donnerstags, jeweils von 17 bis 19 Uhr, ist das Telefon besetzt. Zu mehr reichen die Ressourcen nicht, gerade mal 800 Euro im Jahr beträgt das Budget, Ehrenamtliche bedienen die Hotline.
Aktuell kann auf einen Pool von rund 20 Personen zurückgegriffen werden. Lehrer sind darunter, Leute aus dem Personalwesen, ein pensionierter Kriminalbeamter. „Manche haben Mobbingerfahrungen, das halten wir nicht für schädlich, aber es muss durchgearbeitet sein“, sagt Gunter Volz, Pfarrer für Gesellschaftliche Verantwortung in Frankfurt und Vertreter der evangelischen Kirche bei der Mobbing-Hotline.
Wie bei der Telefonseelsorge durchlaufen die Ehrenamtlichen eine intensive Vorbereitung, bevor sie den Hörer übernehmen. Jede und jeder unterschreibt eine Verschwiegenheitserklärung. Drei bis vier Mal im Jahr gibt es Treffen mit den Ehrenamtlichen, zu denen Vertreter der Organisationen eingeladen werden, an die vermittelt wird. Mit dem Slogan „Konflikte am Arbeitsplatz: Einen Ausweg finden ? aber wie?“ macht die Mobbing-Hotline auf ihr Angebot aufmerksam.
20 bis 30 Minuten dauerten die Telefonate in der Regel, berichtet Roberta Weber von der Gewerkschaft ver.di. Soviel Zeit brauche es mindestens, um herauszufinden, wo nach Hilfe gesucht werden kann, etwa beim Anwalt, Psychologen oder Betriebsrat. Im sozialen Bereich sei rund ein Drittel der Anrufer tätig, erläutert Ute Schäfer von der Katholischen Erwachsenenbildung Frankfurt. Eine Folge des Personalmangels etwa in Kindertagesstätten, vermutet sie. „Hier sind die Leute eher sensibel“, fügt sie hinzu. Mit zehn Prozent stellen im Handel Tätige die zweitstärkste Gruppe.
Laut Statistik wenden sich mehrheitlich Frauen an die Mobbing-Hotline. Im vergangenen Jahr stieg ihr Anteil noch mal auf 75 Prozent. Zwischen 40 und 49 liegt der Altersschwerpunkt, zwei Drittel sind über 40 Jahre alt. 2013 gab es zwischen Januar und Oktober 140 Menschen, die hier Hilfe suchten; 2014 wurden im selben Zeitraum 150 Personen registriert. Vielfach dient die Website www.mobbing-frankfurt.de als Einstieg. Nicht nur aus Frankfurt, sondern aus ganz Deutschland melden sich Leute bei der Mobbing-Hotline. Denn „es gibt nur wenig Vergleichbares“, wie Volz weiß.
Anlässlich des Jubiläums der Mobbing-Hotline finden zwei Veranstaltungen statt:
Vortrag: Psychoterror am Arbeitsplatz
Am Mittwoch, 11. März, um 19 Uhr, hält Dieter Zapf, Arbeits- und Organisationspsychologe an der Frankfurter Goethe-Universität, anlässlich des Jubiläums im Haus am Dom, Domplatz 3, einen Vortrag zum Thema „Mobbing: Psychoterror am Arbeitsplatz“. Er berichtet über den aktuelle internationale Forschungsstand zu diesen Fragen vorgestellt, anschließend gibt es Gelegenheit, darüber zu diskutieren. Eintritt frei.
Kabarett: Ma Damm
Kann Mobbing komisch sein ? eigentlich nicht, am Montag, 16. März, im Haus am Dom, Domplatz 3, aber schon. Auf die Bühne gebracht wird ab 19 Uhr das Kabarett Ma Damm; Heide Michels und Rita Zimmermann mit der singenden Praktikantin Laura Dilettante zeigen „Sie ist nicht belastbar“. Anlässlich des Jubiläums gehen sie Fragen nach wie: Mobben Mann und Frau gleich oder anders und wie heißt das männliche Pendant zu zickig? Bockig? Und zu Stutenbissigkeit? Hengstwieherigkeit? Hahnenkämpfigkeit? Warum werden alle zum Tier, wenn sie arbeiten oder tun sie alle nur so? Auf der Bühne erlebt das Publikum eine altgediente, “gut abgehangene? Kraft im Konflikt mit ihrem “halbgaren Würstchen- Chef?, eine Kollegin, die plötzlich Chefin wird und die Puppen Flamenco tanzen lässt, eine Azubine mit weihnachtlichen Rachephantasien, Leih-Heini und Leih-Heidi als Jodelduo, eine Putztruppe, die sich anschickt, das Publikum abzumobben, nette Kolleginnen, die sich das Maul zerfetzen...