28.11.2015
Gefahr für das orientalische Christentum
FRANKFURT.- Vor dem Ende des orientalischen Christentums im Nahen und Mittleren Osten hat das Oberhaupt der maronitischen Christen, Patriarch Béchara Pierre Kardinal Raï (Beirut/Libanon), gewarnt. In einem Gespräch mit Weihbischof Thomas Löhr (Limburg) und dem Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz am Samstag, 28. November, unterstrich der Patriarch seine große Dankbarkeit für die „Großherzigkeit Europas und insbesondere Deutschlands“ bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Dennoch sei es dringend geboten, in den Heimatländern der Flüchtlinge Verhältnisse zu schaffen, die ihnen eine sichere Rückkehr ermöglichen könnten. Die Christen seien im Nahen Osten ein wichtiges Element, um dauerhaft Frieden zu schaffen, betonte Raï.
Im Libanon werden rund 41 Prozent der Bevölkerung dem Christentum zugerechnet. Der andere Bevölkerungsteil sind überwiegend Muslime und als Minderheit Drusen. Die größte christliche Gemeinschaft sind die Maroniten. Es gibt außerdem eine große Gruppe griechisch-orthodoxer und griechisch-katholischer Christen. Seit Jahren bedroht der wachsende religiöse Extremismus allerdings die christlichen und andere Minderheiten, die in der Vergangenheit mit der muslimischen Mehrheit weitgehend friedlich zusammengelebt haben. Mittlerweile sehen viele in der Flucht den einzigen Weg, ihr eigenes und das Leben ihrer Familien zu retten.
Die größte christliche Gemeinschaft im Libanon
Kardinal Raï besucht noch bis zum 2. Dezember Deutschland. Seit 1986 Weihbischof im Maronitischen Patriarchat von Antiochien, wurde er 2011 zum Maronitischen Patriarchen von Antiochien und des ganzen Orients gewählt. Papst Benedikt XVI. nahm Patriarch Raï am 24. November 2012 in das Kardinalskollegium auf.
Die Maroniten sind die größte christliche Gemeinschaft im Libanon. Die maronitische Kirche ist eine mit Rom unierte Ostkirche. Ihre Gründung geht auf den Mönch Maron im 7. Jahrhundert n. Chr. zurück. Maroniten gibt es weltweit verstreut. 1182 erfolgte die Union mit Rom. Nach der Wahl des Patriarchen sieht das Kirchenrecht für die Ostkirche vor, dass der amtierende Papst in einem persönlichen Schreiben an den neuen Patriarchen die kirchliche Gemeinschaft gewährt.
Im Gottesdienst nach maronitischem Ritus, den der Patriarch am Abend im Kaiserdom St. Bartholomäus mit mehr als 800 Gläubigen feierte, erklingen Lieder und Gebete in aramäischer Sprache, der Sprache, die auch Jesus gesprochen hat. (dw)