Furchtbarer Aderlass an Menschen und Kulturgut
FRANKFURT.- Als „historisches Unheil“ hat der katholische Stadtdekan von Frankfurt, Johannes zu Eltz, den Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich bezeichnet, der vor 100 Jahren seinen Lauf nahm. Anlässlich des Gedenktages an einen der ersten Genozide des 20. Jahrhunderts feierte zu Eltz am Freitag, 24. April, im Frankfurter Kaiserdom St. Bartholomäus einen Gedenkgottesdienst.
Der Stadtdekan unterstrich, die armenischen Christen hätten einen „furchtbaren Aderlass an Menschen und Kulturgütern“ zu beklagen, „von dem sie sich bis heute nicht erholt haben“. Eine unvorstellbar große Zahl von Menschen aus der östlichen Türkei sei in den Wochen und Monaten nach dem 24. April 1915 vertrieben, verfolgt, gefoltert und ermordet worden.
Unbeschreibliche menschliche Tragödie
Der Völkermord an den Armeniern gilt als unbeschreibliche menschliche Tragödie, der mindestens 1,5 Millionen Armenier zum Opfer fielen. Zerstört wurde auch die gesamte westarmenische Kultur mit tausenden Kirchen, Klöstern und Schulen. Überlebende wurden oft zwangsislamisiert oder weltweit zerstreut, unzählige Kinder wurden zu Waisen.
Gerade als Deutsche müsse man diese Taten als das benennen, was sie waren, nämlich ein Völkermord, hob der Stadtdekan hervor: „Denn auch wir gehören einem Volk an, das grauenvolle Schuld auf sich geladen hat.“ Die Deutschen hätten dabei kein Recht, „mit dem Gestus der Anklage“ aufzutreten, denn „der Genozid ist eine Schande, die auch unser Volk seit 100 Jahren begleitet“. Die Wunde könne sich für die Nachfahren der Armenier, aber auch der syrischen und griechischen Christen nicht schließen, solange die Tat nicht von den Nachkommen der Täter eingestanden werde. (dw)