Das Hohelied der informellen Kommunikation
FRANKFURT.- Hier soll es künftig gesungen werden, das Hohelied der informellen Kommunikation: Das neue Gebäude für das Priesterseminar der (Erz-)Bistümer Limburg, Hamburg, Hildesheim und Osnabrück an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt-Oberrad ist am Sonntag, 24. April, feierlich eingeweiht worden. 50 Studenten aus vier Kontinenten haben hier eine vorübergehende Heimat gefunden. In der Priesterausbildung sollen sie Gemeinschaft erfahren, im Glauben wachsen und zu guten Seelsorgern werden.
„Wir brauchen Priester, vor allem gute!“ begründete der Regens des Priesterseminars, Pater Stephan Kessler SJ, das ehrgeizige Projekt, das so gar nicht mehr in eine Zeit wachsender Säkularisierung und abnehmender Strahlkraft der Kirchen zu passen scheint. Dennoch solle hier eine überdiözesane, die beteiligten Bistümer verbindende Priesterausbildung zukunftsfähig gestaltet werden. Knapp neun Millionen Euro haben der Jesuitenorden und die vier Bistümer deshalb in eine moderne, zeitgemäße Unterkunft für die Seminaristen investiert. In dem neuen Gebäude, das die Architekten Kissler + Effgen (Wiesbaden) anstelle des 1926 errichteten Seminargebäudes gebaut haben, gibt es sechs Wohngruppen für bis zu zehn Studenten. Hier sollen sie sich mit ihrem Berufswunsch auseinander setzen, ihre Berufung in der Gemeinschaft prüfen und ihr spirituelles Fundament festigen.
Wachsen in der Hingabe
Im Seminar, so betonte der Provinzial des Jesuitenordens Pater Stefan Kiechle in seiner Predigt beim Gottesdienst zur Weihe des neuen Gebäudes, sollen die Priesteramtskandidaten Gott tiefer kennen lernen, sie sollen „im Glauben, in der Liebe und in der Hingabe für andere Menschen wachsen“. So könne das neue Gebäude ein „Haus des Heiles und des Segens“ werden.
In einer Präsentation vor gut 200 Gästen stellten auch die Studenten selbst die Frage, ob in der gegenwärtigen, „nicht gerade komfortablen Situation“ der katholischen Kirche in Deutschland ein solcher Neubau überhaupt zu rechtfertigen sei. Doch trotz aller Unsicherheit wollten sie hier theologisch und geistig reifen und ihre „eigene Hoffnung der Welt anbieten“. Dafür brauche es die informelle Kommunikation, die das Haus ermögliche, unterstrichen die Seminaristen ebenso wie Architekt Roland Effgen.
Priestertum aller Gläubigen
In der abschließenden Diskussion bekräftigten Bischof Franz-Josef Bode aus Osnabrück, Andreas Frick, Ständiger Vertreter des Diözesanadministrators von Aachen, und der Psychoanalytiker und Jesuit Eckhard Frick (München), das der Priesterberuf bei alle Anfechtungen immer noch etwas Besonderes sei. „Priester sein ist ein geistiger Beruf, der aufs Ganze geht“, so Andreas Frick. Die Krisen ertragen zu lernen und eine gute Balance zu finden zwischen der Lebenswelt eines Klerikers und der Lebenswirklichkeit der Menschen von heute sei ein schwieriges Unterfangen, hob auch Bischof Bode hervor. Zwar seien die „Priester immer noch die Lieblingssöhne der Kirche“, unterstrich Pater Frick, doch Seelsorge sei längst dank zahlreicher Pastoral- und Gemeindereferentinnen auch weiblich geworden. Zudem müssten Priester das vom Zweiten Vatikanischen Konzil postulierte Priestertum aller Gläubigen akzeptieren und den Christen „auf Augenhöhe“ begegnen. Doch wenn all dies bedacht werde, sei das in der Eucharistie begründete Priesteramt ein besonderes Glaubenszeugnis für die Welt von heute, wie Bischof Bode betonte. (dw)